Fotos. Patrice Kunte

 

Kirche als Mehrwert

Arbeitshilfe Seite 40 - 42

Einen Schatz vor Ort entdecken

Wie die Ausstellung ›Gesichter der Christentums‹ den  Blick auf Christinnen und Christen über die ›eingeborenen‹ Deutschen hinaus weitet, will die hier vorgestellte kleine methodische Einheit zu einem neuen Blick anregen und einen Perspektivenwechsel anstoßen.
Die Einheit bestimmt die Kirche nicht über ihre Strukturen und theologische Definitionen, sondern aus der Perspektive von Kirchenmitgliedern. Welches Bild von Kirche entsteht, wenn man ihre Kontaktpunkte mit unterschiedlichen kirchlichen Orten zum Ausgangspunkt nimmt?
Dabei zeichnet sich eine besondere kirchliche Landschaft ab, ein Netzwerk von verschiedenen kirchlichen Orten, die im ergänzenden Zusammenspiel den ›Leib Christi‹ bilden und sich dabei wechselseitig bereichern. Sie bieten auf unterschiedlichste Weise Kontaktflächen und teilen das Evangelium mit anderen. Kirche ist also mehr als die dominante Form der Ortsgemeinde. Diesen Mehr-Wert von Kirche gilt es zu entdecken – und als Schatz zu heben.

Kirche als Netzwerk verschiedener kirchlicher Orte

Beim Begriff ›Kirche‹ stellen sich sofort Bilder ein. Das bekannteste ist die berühmt-berüchtigte Kirche im Dorf. Eine Mischung aus drei Komponenten, die historisch über Jahrhunderte gewachsen ist: das Dorf, das kirchliche Sakralgebäude und der bzw. die Geistliche, die als ›unser Pastor/unsere Pastorin‹ liebevoll vereinnahmt werden. Wird diese Einheit angetastet, scheint die Zukunft der Kirche bedroht. Wenn dann auch noch der unheimliche Kürzungsfinger im Pfarrhaus das Licht ausmacht, senkt sich Finsternis über den Ort und lässt eine verwaiste Gemeinde zurück. Doch das ›Licht der Welt‹ wird in der Bibel nicht mit dem Pastor bzw. mit der Pastorin identifiziert, sondern mit Christus und mit der Gemeinschaft der Menschen, die zu ihm gehören (Joh 8,12; Mt 5,14). Dieses Licht kann vielfach leuchten, in unterschiedlichsten Formen. Dies zeigt nicht zuletzt ein Blick in die weltweite Kirche.
Das Christentum ist keine Dorfreligion. Es entfaltet sich als bunte, weltweite Kirche, die Ökumene, die bis in unseren Nahbereich hineinreicht. Wie ökumenisch bereits unsere eigenen kirchlichen Lebensgeschichten angelegt sind, kann folgende Methode zeigen, die sich gut für eine Einheit (45–60 Minuten) in einer Gruppe, dem Kirchen- oder Regionalvorstand oder auf einer Kirchenkreiskonferenz oder
einem Pfarrkonvent eignet.

Zwei Biografiekarten enthalten normale kirchliche ›Lebensläufe‹, bei denen deutlich wird, dass sich unsere kirchliche Biografie Begegnungen mit Kirche bzw. Christinnen und Christen an unterschiedlichen Orten und in verschiedenen Formen verdankt. So entsteht das Bild von Kirche als einem Netzwerk unterschiedlicher kirchlicher Orte, bei denen  die Ortsgemeinde einen wichtigen Knotenpunkt bildet–  aber nicht der einzige ist und manchmal auch nicht den wichtigsten Begegnungsort darstellt. Auf diese Weise wird deutlich, dass aus der Perspektive normaler Kirchenmitglieder Kirche bereits immer einen ökumenischen Horizont hat, der sich durch bereichernde Vielfalt auszeichnet. Die Biografiekarten wurden für die Arbeit mit dem Pfarrkonvent des Kirchenkreises Peine erstellt. Die entsprechenden Angaben zum Ort müssen jeweils auf den eigenen Kontext angepasst werden.

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Philipp Elhaus

Der Autor

Pastor Philipp Elhaus, Leitender Referent für Missionarische Dienste, Haus kirchlicher Dienst der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers