und kulturelle Vielfalt
Im Europa des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts sind Migration und Integration „zentrale Sorgenthemen“ (Klaus J. Bade) geworden. Dabei waren, historisch betrachtet, Zuwanderung, Integration und interkulturelle Begegnung schon immer zentrale Elemente der europäischen Kulturgeschichte.
In Deutschland wurde erst mit dem Inkrafttreten des „Zuwanderungsgesetzes“ (Gesetz zur Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung und zur Regelung des Aufenthalts und der Integration von Unionsbürgern und Ausländern) im Jahre 2005 politisch und juristisch der Übergang von einem „informellen Einwanderungsland“ zu einem „formellen Einwanderungsland“ vollzogen. Das Gesetz erhob Integration zur gesetzlichen Aufgabe und verpflichtete Zugewanderte, Angebote zur Integrationsförderung (z. B. Sprach- und Orientierungskurse) wahrzunehmen.
In der öffentlichen Wahrnehmung in Deutschland wird Integration oftmals noch immer vor allem als eine Aufgabe der Zugewanderten beschrieben. Sie sollen sich anpassen, Defizite aufarbeiten, der deutschen „Leitkultur“ folgen. Wer das nicht schafft oder will, gilt als nicht „integrationsfähig“.
Eine solche Sichtweise verkennt, dass schon die Menschen in der aufnehmenden Gesellschaft sehr unterschiedlich sind und keinesfalls einheitlich. Auch weicht die Selbst- und die Fremdeinschätzung in Bezug auf den „Integrationsstand“ der Zugewanderten häufig stark voneinander ab.
Integration ist kein einseitiger Prozess, der von den Zuwandernden das Aufgeben der persönlichen Identifikation erwartet, um eine Anpassung an die Maßstäbe der Aufnahmegesellschaft zu erreichen, sondern ein wechselseitiger Prozess, der auch die Mitwirkung der Mehrheitsbevölkerung einschließt und eine gegenseitige Annäherung, Auseinandersetzung und Kommunikation voraussetzt, damit Gemeinsamkeiten entdeckt werden können und Verantwortung gemeinschaftlich übernommen werden kann. Nur wenn Einheimische wie Zugewanderte gleichermaßen Leistungen in den Integrationsprozess einbringen, kann dieser erfolgreich sein. Die Potenziale vorhandener Vielfalt müssen genutzt werden. Die Integration muss die gleichberechtigte Partizipation am gesellschaftlichen Chancenangebot zum Ziel haben.